Alltag

Die ersten drei Wochen sind geschafft und so langsam kehrt auch etwas Routine ein.
Wir haben nun jeden Montag unseren freien Tag, an dem wir machen können, was wir wollen. Manche nutzen den Tag, um lange zu schlafen, andere machen Besorgungen auf dem Markt oder waschen ihre Wäsche und wieder andere toben sich beim Joggen oder Fahrrad fahren aus.
Dienstag besuchen wir das Waisenhaus in Ndola. Hier leben wirklich viele Kinder - mit und ohne Behinderung. Einige sind Aids-Waisen, andere wurden freiwillig von ihren Eltern abgegeben, andere wiederum mussten durch das Jugendamt aus ihrem Elternhaus geholt werden. Personal gibt es wenig und ausgebildet ist nahezu keiner. Es fehlt an allem: Geld, Zeit, Kraft, Fachpersonal. Das erste Mal hätte ich weinend wieder rausrennen können. Die Zustände sind für mich kaum aushaltbar. Umso wichtiger ist es, dort Woche für Woche hinzugehen. Ich möchte den Kindern, die nicht bei ihren Familien aufwachsen können, die Liebe und Aufmerksamkeit schenken, die sie so dringend brauchen. Es ist schwer, richtig schwer sogar. Aber ich weiß, dass Gott mir alles geben wird, was ich für die Arbeit dort brauche! Am Dienstag Abend steht zudem Sport auf dem Programm. Im Team macht das sogar Spaß. ;)
Am Mittwoch Vormittag haben wir Unterricht. Als Team besprechen wir derzeit die Kultur unserer Herkunftsländer, um uns gegenseitig besser verstehen zu lernen. Für uns Deutsche ist er zudem enorm wichtig, da wir uns hier natürlich auch ein Stück weit anpassen müssen. Wir lernen zum Beispiel, welches Verhalten erwünscht ist oder wie wir uns zu kleiden haben. Es ist nicht immer leicht für uns. Aber wir geben unser Bestes. Am Nachmittag ist Kidsclub. Wir trommeln alle Kinder aus der Nachbarschaft zusammen und spielen mit ihnen Spiele, singen Lieder und erzählen eine Bibel-Geschichte. Die Kinder freuen sich immer über die gemeinsame Zeit und uns macht es auch richtig viel Spaß. 
Den Donnerstag beginnen wir wieder mit Unterricht. Danach ist Hausputz angesagt. Bei der staubigen Luft und sechs Mädels in einem Haus ist das auch echt notwendig. 
Freitag sind wir in "Dawn Trust". Das ist ein Projekt der Liebenzeller Mission in Ndola. Zum einen können dort Kinder und Jugendliche hinkommen, um in Ruhe für die Schule zu lernen (wenn sie zum Beispiel zu Hause nicht die Möglichkeit dazu haben), um sich sportlich zu betätigen (es gibt Fußballfelder, ein Volleyball-Feld, ein Basketball-Feld und auch sonst viel Platz um sich zu bewegen) oder um Gemeinschaft mit anderen zu haben. Zum anderen gibt es in "Dawn Trust" verschiedene Felder, die von Freiwilligen - unter Anleitung eines erfahrenen Farmers - bewirtschaftet werden. Der Farmer zeigt dabei den Freiwilligen, was nachhaltige Landwirtschaft bedeutet. Ein kleines Beispiel: Hier werden normalerweise allerhand Chemikalien in den Boden gekippt, da der Boden an sich sehr sandig und unfruchtbar ist. Dass das auf Dauer aber nicht gut ist, wissen die wenigsten. In "Dawn Trust" lernen sie, dass anstelle von Chemie-Dünger auch Tiermist verwendet werden kann. Den gibt es hier nämlich in Massen. Oder ein anderes Beispiel: Was die Farmer nicht auf ihren Feldern haben wollen, verbrennen sie. Sei es Unkraut oder Pflanzen, die nicht mehr gebraucht werden. Auf dem ohnehin unfruchtbaren Boden liegt nun also Asche. Zudem sind die kleinen Krabbeltierchen im Boden nun auch tot. Der Farmer in "Dawn Trust" erklärt, wie schädlich das für den Boden ist und dass aus den 'alten' Pflanzen neue Erde entstehen kann, wenn man sie nur lang genug liegen lässt, und dass die Tiere im Boden wichtig sind für die Pflanzen. Während der Arbeit auf dem Feld versuchen die Mitarbeiter von "Dawn Trust" auch immer biblische Themen einfließen zu lassen. Ich mag das Farmer-Projekt sehr, da es ganzheitlich gedacht ist. Ich war bisher aber nur ein Mal bei der Feldarbeit dabei, da ich an den anderen Freitagen mit den Kindern und Jugendlichen auf dem Sportplatz gespielt habe.
Samstag steht bisher noch nicht viel auf unserem Programm. Das wird sich aber noch ändern, sagen unsere Leiter.
Und Sonntag ist Gemeinde-Tag. Wir gehen am Vormittag in den Gottesdienst (der kann schon mal 2.5 Stunden dauern), danach ist Junge Gemeinde. Das mag komisch klingen, aber das Gemeindeleben findet in den meisten Kirchen nur am Sonntag statt. Kidsclub, Sonntagsschule und Gottesdienst sind am Vormittag und Chorproben, Junge Gemeinde sowie Programme für Ehepaare und ältere Menschen sind am Nachmittag. Die Zeit in der Gemeinde kann manchmal ganz schön lang sein, aber ich mag es trotzdem.

Für den ein oder anderen klingt das vielleicht nach viel Freizeit, doch Vor- und Nachbereitung sind auch sehr zeitintensiv und das Leben in einem interkulturellen Team ist auch Teil unserer Arbeit. Und es mag manchmal herausfordernd, langweilig, anstrengend, merkwürdig oder einfach anders sein - dennoch genieße ich die Zeit in Sambia sehr. Und ich weiß, dass es richtig ist, hier zu sein.


Unser geliebtes Auto. Leider wird es uns nicht mehr lange begleiten, da es doch etwas in die Jahre gekommen ist.

Am Montag waschen wir unsere Wäsche. Da es keine Waschmaschine gibt, dauert das auch eine Weile.

Wir joggen jeden Dienstag durch den Wald. Das ist bei der Höhenluft (Ndola liegt auf 1300m Höhe) gar nicht so easy.

Auf dem Feld in "Dawn Trust". Die Frauen müssen einen Rock oder einen Chitenge tragen. Und natürlich ist auch Sonnenschutz wichtig. Da spielt Aussehen eine untergeordnete Rolle.

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