Daheim, daheim


Verrückt. Jetzt bin ich doch tatsächlich seit 4 Tagen wieder daheim in Dresden und kann es kaum fassen, dass die Zeit in Sambia nun echt schon vorbei ist. Aber seit meinem letzten Blogeintrag ist natürlich noch viel mehr passiert, also immer der Reihe nach. 

Ende März durfte ich bei einer sambischen Hochzeit in der Mushili Baptist Church dabei sein. Nach einem für sambische Verhältnisse eher kurzen Traugottesdienst sind wir zunächst nach Hause gefahren, um Mittag zu essen. Danach ging es weiter in einen großen Festsaal, wo die eigentliche Party steigen sollte. Dort wurde dann von ca. 15 bis 19 Uhr gefeiert - das ist völlig normal, da die Sambier noch vor Einbruch der Dunkelheit wieder Zuhause sein wollen, was bei der fehlenden Straßenbeleuchtung und der doch eher hohen Kriminalitätsrate mehr als verständlich ist. Wie dem auch sei: Insgesamt war es laut, bunt und irgendwie doch nicht so anders wie in Deutschland. Der größte Unterschied ist wahrscheinlich, dass immer und überall getanzt wird. Sogar das junge Mädchen, das dem Brautpaar das Messer für die Hochzeitstorte geben soll, tanzt zunächst durch den ganzen Festsaal, bis es schließlich bei der Braut angelangt ist und das Messer feierlich überreicht. Am Ende haben die Brautjungfern auch mich zum Tanzen überredet und was soll ich sagen: Trotz all meiner verzweifelten Bemühungen, zwischen den Tanz-talentierten Sambiern nicht negativ aufzufallen, ist mir das nur mäßig gut gelungen.

Im April durfte ich noch zwei Wochen Urlaub mit Uta und Tobi verbringen. In der ersten Woche haben wir uns den Süden Sambias näher angeschaut, genauer genommen die Viktoriafälle – die breitesten Wasserfälle der Welt. Dank der Regenzeit stürzen ungefähr 10.000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde in die Tiefe, wodurch ein Sprühnebel entsteht, der noch kilometerweit zu sehen ist. Aus diesem Grund erscheinen auch überall Regenbögen. Ich konnte meine Augen kaum von diesem Naturwunder lösen.
Da sich direkt neben den Wasserfällen ein kleiner Nationalpark befindet, haben wir die Chance genutzt und eine Safari-Tour durch den sogenannten Mosi-oa-Tunya-Park gemacht. Wir haben Warzenschweine, Gnus, Wasserbüffel, Antilopen, Giraffen, Zebras, Krokodile und sogar die einzigen Nashörner Sambias gesehen. Über diese Natur und Gottes Genialität kann ich wirklich nur staunen!
Danach ging es dann mit Bus und Flugzeug nach Sansibar. Diese paradiesische Insel hat mir nochmal ein ganz anderes Afrika gezeigt. Die Menschen, die Natur, die Mentalität, das Essen – das alles ist nicht zu vergleichen mit Sambia. Kaum zu glauben, dass Sansibar quasi direkt neben Sambia liegt. Hier befindet sich außerdem die  weltweit größte Vielfalt an Gewürzen: Neben Zimt, Pfeffer, Kurkuma, Muskatnuss und Safran habe ich auch Vanille  "frisch vom Feld" essen können. Wahnsinn! Unter Kokospalmen liegend habe ich hier auch meinen Geburtstag feiern dürfen und ich kann Gott nur dankbar sein, dass er mich in den letzten 25 Jahren so gesegnet und beschenkt hat. Nach einer Woche in Sansibar mussten wir leider auch schon wieder die Rückreise antreten. Die zweitägige Zugreise durch Tansania und Sambia war aber ein schöner Abschluss unseres Urlaubes und ich habe wieder einmal mehr erlebt, wie beeindruckend, vielfältig und faszinierend dieser Kontinent ist.

Am 15. Mai sollte es dann für uns als deutsches Team zurück nach Deutschland gehen. Das Datum rückte mit großen Schritten immer näher und so waren die letzten Wochen in Sambia geprägt von vielen Verabschiedungen. Für mich war es bis zu Abreise nicht real, dass wir nun wirklich gehen werden. Nächste Woche werde ich nicht wieder im Waisenhaus sein, nächste Woche werde ich die Kinder vom Kidsclub nicht wiedersehen, nächste Woche werde ich nicht den Gottesdienst der Mushili Baptists Church besuchen. Auch mein Team und unsere Leiter werde ich nicht wiedertreffen. Sogar bis jetzt fällt es mir schwer, das zu begreifen – und das, obwohl ich schon seit dem 16. Mai wieder zurück in Deutschland bin. Aber es wird wohl noch ein paar Tage dauern, bis ich gedanklich angekommen bin und begriffen habe, dass dieser besondere Lebensabschnitt nun vorbei ist. Meine Familie und viele liebe Freunde bemühen sich aber sehr, mir die Ankunft zu erleichtern, wofür ich unendlich dankbar bin. In ein paar Tagen werde ich dann aber auch wieder nach Bad Liebenzell fahren, da wir als deutsches Sambia-Team noch zwei Monate ehrenamtlich für die Liebenzeller Mission tätig sein werden. Auf der einen Seite helfen wir bei verschiedenen Veranstaltungen in Bad Liebenzell mit, auf der anderen Seite werden wir verschiedene Kirchgemeinden besuchen und dort von unserer Zeit in Sambia berichten. Wer wissen will, wann wir wo sind, kann sich gerne bei mir melden!

An dieser Stelle ist es Zeit für ein riesengroßes Dankeschön. Oder, wie man in Sambia sagt: Natotela sana! Ich möchte mich von ganzem Herzen bei allen bedanken, die mich unterstützt haben. Ich blicke glücklich und um tausend Erfahrungen reicher auf die vergangenen 8 Monate zurück.
Danke für jedes Gebet und An-Mich-Denken. Ich habe gemerkt, dass Gott mich führt, wenn ich orientierungslos bin, und dass er mir Kraft gibt, wenn ich zu schwach bin.
Danke für jede Spende. Ohne eure Hilfe hätte ich dieses Abenteuer nicht erleben können. Mein Spendenziel ist durch euch auch schon erreicht und das Spendenkonto wird bald geschlossen. Wer die Arbeit der Liebenzeller Mission aber weiterhin unterstützen will, kann sich auf deren Internetseite informieren.
Danke für jedes Gespräch. Ob mit meinem Team und den Missionaren vor Ort oder mit meiner Familie und meinen Freunden in Deutschland – ihr habt mir zugehört, mich ermutigt, euch mit mir gefreut und mir geholfen, mein Gedankenchaos zu sortieren.
Danke für alles. Zu keinem Zeitpunkt war ich allein oder auf mich gestellt. Ich erachte das nicht als selbstverständlich und will mich deshalb in besonderer Weise bei meiner Familie, Lisa, Alex und Hissa bedanken. Ihr seid meine ganz persönlichen Helden.

Wer nun noch Fragen hat, mehr wissen will oder einfach mal einen sambischen Kaffee trinken möchte, kann sich gerne bei mir melden.


Abschied von einer Familie aus der Kirchgemeinde. Bei ihnen haben wir oft Mittag gegessen.

Die Viktoriafälle in Livingstone. Sie sind 1700m breit und über 100m tief.

Wer genau hinschaut, kann nicht nur die Touristen sehen, sondern auch zwei Nashörner.

Sonne, Strand und azurblaues Wasser - keine Ahnung, ob es im Paradies noch schöner sein kann.

An einem Tag waren wir Schnorcheln. Wir haben Nemo und all seine Freunde gesehen und noch viel, viel mehr.

Ein verrückter Anblick: Kühe direkt am Strand. Kinder treiben sie dort von einer Wiese zur nächsten, da dies der kürzeste Weg ist.

Auf der Gewürz-Farm in Sansibar. Unser Guide hat sogar diversen Schmuck aus Pflanzen für uns gebastelt. Schick, findet ihr nicht auch?

Abschied von den Kindern aus dem Kidsclub. Das war ein sehr trauriger Moment.


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